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Am 19.11.2023 mit der Philharmonie Baden-Baden, im Kurhaus Baden-Baden Weinbrennersaal https://philharmonie.baden-baden.de/
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Die Briten in Baden-Baden
Teil 1
Neben den zahlreichen Städtepartnerschaften, die Deutschland mit vielen Ländern unterhält und pflegt gibt es auch tiefer gehende Freundschaften mit anderen Nationen, die aus geschichtlichen Hintergründen entstanden sind.
DassBaden-Baden eine enge Beziehung zu Frankreich pflegt, ist allgemein bekannt und nur natürlich: Schließlich liegt die Stadt unmittelbar an der Grenze zu Frankreich und nach dem letzten Krieg waren die Franzosen als Besatzungsmacht über Jahrzehnte hier präsent, wovon heute noch der „Cité“ genannte Stadtteil zeugt. Auch, dass es vielfältige Verbindungen mit Russland gibt, ist offensichtlich: In den Schaufenstern, in Arztpraxen und Kultureinrichtungen gibt es Hinweisschilder in kyrillischer Schrift, viele Geschäfte beschäftigen russisch sprechende Angestellte. In Russland gilt Baden-Baden als die bekannteste Stadt Deutschlands, hat doch die russische Aristokratie vor allem im 19. Jahrhundert die Sommermonate mit Vorliebe in Baden-Baden verbracht, weshalb die Stadt seit dem Fall des Eisernen Vorhangs wieder viele russische Gäste begrüßen konnte. Erst in letzter Zeit hat sich das Verhältnis aus den bekannten Gründen abgekühlt. Dass Baden-Baden aber auch eine reiche Geschichte mit England, bzw. Britannien verbindet, ist kaum noch bekannt.
Prinz Philip Mountbatten, der Gemahl der kürzlich verstorbenen Queen Elizabeth, schrieb einmal in das Gästebuch von Brenners Park- Hotel: „Baden-Baden war für seine enge Beziehung zu Großbritannien bekannt.“
Die ranghöchste Besucherin der Stadt an der Oos war zweifelsohne Queen Victoria, die 1819 geborene Tochter von Edward Duke of Kent und Victoria von Sachsen-Coburg. Ihre außerordentlich lange Regierungszeit, das „Victorianische Zeitalter“, wurde zum Synonym für eine moralische Lebensweise. Im Frühjahr 1872, also kurz nach dem Deutsch-Französischen Krieg, kam sie nach Baden-Baden.
Wir kommen gleich noch einmal auf Queen Victoria und ihre Familie zurück. Lassen Sie mich zunächst von einigen anderen illustren Gästen berichten, denn schon lange vor dem Krieg 1870/71 galt Baden-Baden für die reichen und vornehmen Briten als lohnendes Reiseziel, vor allem in den Sommermonaten.
In den großen Hotels von Baden-Baden wurden viele britische Gäste verzeichnet. Die logierten auch keineswegs nur in den Hotels. Eine englische Quelle berichtet: „Sämtliche Einwohner der Stadt,die etwas Haus-Ähnliches ihr Eigen nannten, stellten sechs Monate im Jahr selbst das letzte Eckchen zur Verfügung, um an dem Geldsegen der Saisonbewohner teilzuhaben.“ Denn die Briten reisten oft als Großfamilie. Madame Rose z.B., Gattin des großbritannischen Gesandten am königlich bayrischen Hof, reiste in Begleitung von sechs Söhnen, vier Töchtern, einem Kaplan, einem Doktor, zwei Gouvernanten, drei Kammerjungfern, zwei „Kindsmädchen“ einem Courier und einem Kutscher! Und es gab viele Höfe in Deutschland mit vielen britischen Gesandten …
Der Name Hamilton ist den Baden-Badenern bekannt. Im Hotel de l’Europe logierte im Sommer 1842 ein etwa 30 Jahre alter, sehr gut aussehender und außerordentlich wohlhabender Schotte, sein Name war: William Alexander Antony Archibald 11th Duke of Hamilton and 8th Duke of Brandon, Marquess of Douglas and Clydesdale. Hier gibt es nun eine Liebesgeschichte zu berichten: Dieser Duke of Hamilton usw. lernte die Prinzessin Marie von Baden kennen und heiratete sie ein halbes Jahr später in Mannheim. Ob die beiden je gemeinsam in Schottland gelebt haben ist nicht bekannt. In Baden-Baden jedenfalls feierten sie fröhliche Feste, unter anderem im Hotel Zum Bären in Lichtental. Sie hatten zwei Söhne und eine Tochter, letztere heiratete später den Fürsten Albert von Monaco. Die badische Prinzessin verbrachte Sommer und Herbst oft mit ihren Kindern, immer seltener aber mit ihrem Mann, in Baden-Baden. Sie wohnten dann stets im Palais Hamilton.
Der Herzog von Hamilton starb im Jahr1863 offiziell an einem Schlaganfall. Ein Gerücht besagt aber, er sei reichlich bezecht eine Treppe hinuntergefallen.
Kommen wir zurück zu Queen Victoria: Breits mit 18 Jahren musste sie den Thron besteigen und sollte so schnell wie möglich heiraten. Sie entschied sich für ihren Cousin Albert von Sachsen-Coburg. Den Heiratsantrag musste sie ihm machen. Beide waren zu diesem Zeitpunkt 20 Jahre alt. Von der Ehe weiß man, dass sie mustergültig und durchaus glücklich verlief. Sie hatten 9 Kinder, 4 Söhne und 5 Töchter. Vicki, die älteste Tochter, war für ganze 100 Tage deutsche Kaiserin. Sie war mit Kaiser Friedrich verheiratet, dem Sohn von Kaiser Wilhelm I und Vater von Kaiser Wilhelm II. Nach dem frühen Tod ihres Mannes nannte sie sich „Prinzessin Friedrich“.
Was hat das nun mit Baden-Baden zu tun?
Nach dem deutsch-französischen Krieg hatte sich Baden-Baden stark verändert. Sie war nicht mehr die „Capitaled’éte“, in der Franzosen aber auch Russen eine wichtige Rolle spielten. Die Spielbank war geschlossen worden und das erschien vielen fast wie ein Todesurteilfür die „Sommerhauptstadt Europas“. Der russische Schriftsteller Turgenev schrieb im September 1871: „Alles trägt den Stempel des Endes, der Auflösung, des Verlassens, des Nichtwiederkehrens.“ Er siedelte sich nun in London an.
Und doch ging das Leben in Baden-Baden weiter, sogar auf hohem Niveau: Im Maison Messmer, dem heutigen Hotel Dorint, logierte der deutsche Kaiser Wilhelm I mit seiner Gattin, Kaiserin Auguste und - mit der Schwiegertochter Vicki, der Tochter von Queen Victoria.
Als Queen Victoria, damals schon lange verwitwet, am 29. März 1872 für zwei Wochen nach Baden-Baden kam, besuchte sie fast täglich ihre erkrankte Halbschwester Feodora von Hohenlohe-Langenburg, die hier in Baden-Baden lebte. Gleichzeitig absolvierte sie aber auch ein fast touristisches Programm, besuchte trotz Schnee und Eis das alte Schloss und das Kloster Lichtental; sie nahm Dampfbäder, ging viel spazieren und ging sogar einkaufen. In ihrTagebuch schrieb sie: „I enjoyed the adventure of going shopping.“ Am Morgen des 15. April verließ die Königin Baden-Baden mit einem Sonderzug. Ein Dackel namens Waldmann befand sich von nun an in ihrem Gefolge und begleitete sie lange Jahre. Über weitere Besuche ist wenig bekannt, außer, dass sie wohl noch einige Male das Grab ihrer Halbschwester auf dem Baden-Badener Stadtfriedhof besucht hat.Interessant ist noch, dass im Osborne House, einem Schloss von Queen Victoria auf der Isle of White, ein kleines Bild ausgestellt ist mit dem Titel „Singende Nonnen in der Klosterkapelle in Lichtenthal, Baden-Baden“, gemalt von einem österreichischen Maler im Jahr 1872!
Prinz Edvard, der spätere König Edvard VII, ein sehr gebildeter und reiselustiger Mann, spielte noch eine gewisse Rolle in Baden-Baden, doch davon später.
Teil 2
Das Jahr 1872 war nicht nur wegen des Besuches der Queen ein sehr ereignisreiches für Baden-Baden. In der Lichtentaler Allee wurde ein neues Hotel eröffnet – das Brenners Parkhotel. Der britische Thronfolger Edvard war dort ein gern gesehener Gast. Wie er überhaupt allgemein beliebt war.
Der berühmteste Brite in der Geschichte von Baden-Baden ist jedoch ein ganz „normal Sterblicher“: Der Geistliche Reverend Archibald Starnes White. Geboren wurde er 1843 als Sohn eines Gutsbesitzers in Waterbury in der Grafschaft Kent. Er besuchte das Christ Church College in Oxford und schloss Seine Studien mit dem Master of Arts ab. Im Jahr 1874 heiratete er in Baden-Baden die Tochter eines badischen Forstmeisters.
Dieser Reverend erwies sich als Segen für die Stadt Baden-Baden.
Die Briten, die hier ihre Sommermonate verbrachten, wollten natürlich auch ihre anglikanischen Gottesdienste feiern.Bevor die Kirche All Saints– die heutige Johanniskirche– gebaut wurde, fanden die anglikanischen Gottesdienste in der altkatholischen Hospitalkirche statt.1848 hat man dann mit dem Bau der Kirche im „normannischen“ Stil begonnen.
Für ein Pfarrhaus hat das Geld leider nie gereicht, obwohl die Gemeinde sehr wohlhabende Mitglieder hatte, unter anderen Königin Augusta von Preußen, die spätere deutsche Kaiserin. Sie erklärte, sie habe sich nicht nur in Baden-Baden, sondern an allen Orten, an denen es eine anglikanische Kirche gab, immer als Mitglied der Gemeinde gefühlt. Hier, in All Saints, beeindruckte sie eines Tages durch ihre schlichte Erscheinung einen Amerikaner namens Samuel Langhorne Clemens, besser bekannt als Mark Twain. Im Gegensatz zu ihr waren die britischen Ladies stets kostspielig gekleidet und „reichlich mit Juwelen behängt“. Der Amerikaner beschloss, die Dame nach Beendigung des Gottesdienstes in seiner Kutsche nach Hause zu bringen. Als sich dann aber alle erhoben um die Kirche zu verlassen, bemerkte er, dass es niemand wagte v o r dieser Dame den Gang zu betreten. Nachdem er erfahren hatte wer sie war, verzichtete er auf sein Angebot.
Im Jahr 1872 – ein wirklich ereignisreiches Jahr für Baden-Baden - trat der 28jährige Reverend White seinen Dienst in All Saints an und wirkte dort mit großer Energie 40 Jahre lang.
Übrigens: die Kirche All Saints, die heutige Johanniskirche in der Ludwig-Wilhelm-Str., gehört heute noch der anglikanischen Kirche.
Teil 3
Noch ein weiteres für Baden-Baden sehr wichtiges Ereignis gab es am Ende des Jahres 1872: es war die Gründung des Internationalen Clubs. In einer Broschüre, die zum 125jährigen Jubiläum seines Bestehens herausgegeben wurde, heißt es: „Die Welt war nach den kriegerischen Auseinandersetzungen der Jahre 1870/71 eine andere (geworden). Die Rennen waren zunächst ernsthaft in ihrem Bestand gefährdet, zumal auch die Spielbank als wesentliche Geldquelle geschlossen wurde. Nun sollte der Internationale Club die Rennen ausrichten. Unter den Gründern war nicht nur William, der Sohn des Herzogs von Hamilton – von diesem illustren Herrn haben wir ja schon gehört – zu den Gründern gehörten auch Persönlichkeiten, die uns aus der russischen Geschichte von Baden-Baden bestens bekannt sind: Fürst Vladimir Menschikov, der mit seiner Schimmel-Trojka durch die Lichtentaler Allee zu rasen pflegte, und Fürst Nikolaj Gagarin. Von diesem Club sprach man mit einer gewissen Ehrfurcht. Ein neues Mitglied konnte nur aufgenommen werden, wenn ein altes Mitglied gestorben war.
In einem Bericht heißt es: „Die Auffahrt der Equipagen in der Lichtentaler Allee, allen voran der König von Preußen in seinem Rennwagen mit Trakehner-Bespannung; die Mail-Coach des Großherzogs mit Lakaien in prächtigster Livrée; die vielen Landauer, besetzt mit Damen in eleganten pariser Garderoben und Herren in Renncut und Zylinder; [und all]die bunten Uniformen [wurden] bestaunt von einer dichtgedrängten Menge – es war ein Schauspiel, das kein anderer Kurort zu bieten hatte.“
Soviel zum Internationalen Club.
Und nun kommen wir zurück auf Reverend Archibald White, den Pfarrer von All Saints. Der hatte eine große Leidenschaft: Den Sport. Von seinem außerordentlichen Engagement zehrt die Stadt Baden-Baden noch heute. Am 19. September 1893 gründete er den ersten Fußballclub in ganz Deutschland hier in Baden-Baden (– wer hätte gedacht, dass der Breitensport Fußball ausgerechnet hier in diesem elitären Kurort seinen Anfang in Deutschland nahm?)
Bereits im Jahr 1881 war der Lawn-Tennis-Club in der Lichtentaler Allee von einer Gruppe sportinteressierter Briten gegründet worden. Kein anderer als Reverend White wurde dessen Ehrenvorsitzender. 1883 fand das erste große Tournier statt – fast ausschließlich unter britischer Beteiligung. Star des Tourniers war der britische Kronprinz Edward.
Doch damit nicht genug: Reverend White engagierte sich auch bei der Gründung des Golfplatzes – zunächst in Baden-Oos. Auch dieser Platz war der erste seiner Art in Deutschland.
Baden-Baden hat also allen Grund die vielfältigen Beziehungen zu den Briten im Gedächtnis zu behalten und die Freundschaft mit Ihnen zu pflegen. Über Gäste aus Groß-Britannien würden wir uns jedenfalls sehr freuen. Von Frau Effern weiß ich, dass der Frauenclub Soroptimist International, dem sie angehört, Kontakte zu einem entsprechenden Club in der britischen Kurstadt Bath unterhält. Und wenn im nächsten Jahr der Baden-Badener Club sein 50jähriges Bestehen mit einem großen Fest feiern wird, will man die Soroptimisten aus Bath einladen mit dem Ziel, eine Partnerschaft zu gründen.
Text Renate Effern und Eva Egloff Joest
Jubiläumskonzert
40 Jahre Collegium Musicum
Bild mit freundlicher Genehmigung durch Herrn Ingo Seifert
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