Wohlklingende Werbung für den Chorgesang
Bild Gerd Falk
Von Karl-Heinz Fischer
Baden-Baden – Eine willkommene Überraschung für die einen, ein gezielt besuchtes Chorkonzert für die anderen. „Baden-Baden singt“ heißt das Chorfestival, das sechs Chöre aus der Kernstadt und den Stadtteilen am Samstag erstmals veranstalteten und das bei den Zuhörern ganz offensichtlich sehr gut ankam.
Die Menschen blieben stehen, hörten zu und geizten nach den einzelnen Beiträgen nicht mit Beifall.
Zum Start um 11 Uhr hatten sich das Collegium Musicum an den Rathausstaffeln und der Gesangverein Hercynia Lichtental am Hirschbuckel in Position gebracht, um sich dort mit ihrer Musik zu präsentieren. Danach gaben sie ihre Bühne frei für die Blue Voices aus Balg an den Rathausstaffeln und InPopnito Haueneberstein am Hirschbuckel, die sich nun mit etwas anders ausgerichteter Musik vorstellten. Spirituals, Pop und Ethno war hier angesagt. Damit war schon nach dem ersten Platzwechsel der Chöre klar, wie breit und vielfältig gemeinsames Singen sein kann.
In der Spitalkirche erfüllte derweil der Philharmonische Chor den dritten Veranstaltungsort des Gesangsfestivals mit Musik. Damit hatten die Sängerinnen und Sänger dieses Chores einen etwas leichteren Einstieg in das Sangesfestival erwischt, denn im Freien zu singen ist immer viel schwerer als in einem Raum. Aber, dieses Kompliment muss man allen beteiligten Chören machen, sie haben auch unter freiem Himmel einen ausgesprochen guten Klang zustande gebracht. Um 12 Uhr gesellte sich mit einem ersten Auftritt noch die Chorgemeinschaft Balg-Haueneberstein an den Rathausstaffeln hinzu.
Jeweils nach einer knappen halben Stunde wechselten sich die Chöre an den einzelnen Auftrittsorten ab und nach einer halbstündigen Pause ging es für die Sängerinnen und Sänger an den nächsten Spielort, so dass jeder der sechs Chöre drei Auftritte hatte. Damit war die Innenstadt den ganzen Vormittag über in die unterschiedlichsten Facetten der Chormusik gehüllt.
Zum Abschluss des Festivals fanden sich alle an der Fieserbrücke ein. Hier durften sich zunächst zwei elfjährige Mädchen aus der Ukraine, die seit einem Jahr in Baden-Baden leben, gemeinsam an Flöte und Klavier mit ihrer Musik präsentieren.
Danach trat der Verbandskinderchor des Mittelbadischen Sängerkreises auf und nach so viel Einstimmung auf den Chorgesang war es endlich Zeit, auch die Zuhörer zum Mitsingen zu bringen. Unterstützt von den nunmehr sieben Chören und angeleitet von deren Dirigenten war nun zum Abschluss des Chorfestivals ein offenes Singen angesagt.
Alles in allem ein sehr gelungenes Festival und eine sehr gute Werbung für den Chorgesang in seinen unterschiedlichsten Ausprägungen – eine Werbung, die die Chöre gut brauchen können, denn Corona hatte bei vielen Chören zu einem Mitgliederschwund geführt, den es nun wieder aufzufüllen gilt.
Badisches Tagblatt 15.05.2023
Den Briten in der Kurstadt die Ehre erwiesen
Britische Komponisten stehen im Mittelpunkt: Das Collegium Musicum konzertiert in der Lutherkirche. Foto: Karl-Heinz Fischer
Von Karl-Heinz Fischer
Baden-Baden – Es gab viel Neues zu entdecken in zwei Konzerten des Collegium Musicum am Samstag in der Evangelischen Stadtkirche in Rastatt und am Sonntag in der Lutherkirche in Lichtental.
Unter der Leitung von Fabian Kühn hatte der Chor zusammen mit einem Bläserquartett zu einem musikalischen
Ausflug nach Großbritannien eingeladen.
Zugleich machte das Konzert mit Texten von Renate Effern deutlich, dass sich im 19. Jahrhundert,
als Baden-Baden die „Sommerhauptstadt Europas“ war, dort nicht nur die noble Gesellschaft aus Frankreich
und Russland tummelte und damit auch alles was in Kunst, Musik und Literatur Rang und Namen hatte,
an die Oos zog.
Das ist hier hinlänglich bekannt, aber dass sich hier auch illustre britische Gäste, bis hin zu Mitgliedern des Königshauses immer wieder ein Stelldichein gaben, ist weniger bekannt.
Die Johanniskirche am Gausplatz, die heute eine evangelisch-lutherische Gemeinde beherbergt, ist noch immer im Besitz der anglikanischen Kirche, die sie im 19. Jahrhundert errichten ließ. Noch weniger bekannt ist, das es Briten waren, die 1893 in Baden-Baden den ersten Fußballclub Deutschlands gründeten und den ersten Golfplatz Deutschlands, damals noch in Oos, errichteten. Auch beim Internationalen Club mit seinen Galopprennen und beim Bau der Tennisplätze an der Lichtentaler Allee hatten Briten die Finger im Spiel.
Doch nicht nur die Texte boten interessantes und wenig bekanntes Wissen aus der Geschichte der Stadt, auch musikalisch verließ das Konzert ausgetretene Pfade, es kamen Komponisten zu Gehör, die hierzulande nicht alle Tage aufgeführt werden.
Natürlich waren auch Werke bekannter britischer Komponisten dabei. Henry Purcell (1659–1695) und William Byrd (ca. 1540–1623) zählen zu den renommiertesten britischen Komponisten der frühen Barockzeit, und in der Romantik haben sich vor allem Edward Elgar (1857–1914) und Arthur Sullivan (1842–1900) auch auf dem Kontinent einen Namen gemacht. Neben diesen bis heute im Konzertsaal bewährten Komponisten brachte das Collegium Musicum aber auch Raritäten.
Eröffnet wurde das Konzert unter dem Titel „My native Shore“, was man etwa mit „meine angestammte Heimat“ übersetzen könnte, mit Chorsätzen von Robert Lucas Pearsall (1795–1856), die sich mit der Heimat und dem Abschied daraus auseinandersetzten.
Hier, wie auch in „Fear not, o Land“ von Edward Elgar, zeigten sich die Sängerinnen und Sänger des Chors wie am ganzen Abend von ihrer besten Seite.
Präzise, sicher in der Intonation und vor allem äußerst sensibel und differenziert in der Dynamik sorgten sie für ein eindrucksvolles Klangerlebnis. In mehreren Werken wurde der Chor auch von dem Bläserquartett begleitet, das ebenfalls auf musikalisch sehr hohem Niveau operierte und lediglich bei dem Elgar-Stück eine Spur zu laut war, so dass der eigentlich dominierende Chor Schwierigkeiten hatte, sich gegenüber den Bläsern durchzusetzen.
Der nächste Block war Musik gewidmet, die in die anstehende Passionszeit passt. Nach dem wunderbaren, von den Bläsern allein vorgetragenen „Funeral March“ von Purcell erklang sehr einfühlsam gesungen ein Chorsatz, den Purcell für die Beerdigung von Queen Mary geschrieben hatte.
Von Arthur Sullivan, der hauptsächlich wegen seiner Opern und Oratorien berühmt wurde, war eine Psalm-Vertonung zu hören, gefolgt von Musik des hier kaum bekannten Komponisten John Stainer (1840–1901).
Nach einem weiteren Block mit frühbarocken Werken von Thomas Tallis (ca. 1505–1585) kündigte Chorleiter Kühn eine Reihe von Abendliedern von Pearsall, William Sterndale Bennett (1816–1875) und schließlich von Arthur Sullivan an, mit denen das Konzert ruhig und nachdenklich, aber sehr eindrucksvoll ausklang.
Als Zugabe hatte der Chor das Lied „Herr bleibe bei uns“ in einem englischen Chorsatz vorbereitet, bei dem das Publikum zum Mitsingen aufgefordert war.
Badisches Tagblatt 14.03.2023
Neue Wege gefunden: Der Outdoor-Auftritt des „Collegium Musicum“ unter der Leitung von Fabian Kühn (vorne Mitte) fand großen Anklang unter den Passanten. Foto: Veruschka Rechel
Von Veruschka Rechel
Baden-Baden – Der 1979 gegründete Chor „Collegium Musicum Baden-Baden“ widmet sich vor allem der Erarbeitung klassischer Werke wie Oratorien, Messen, Kantaten sowie A-cappella-Werke aller Epochen. Außerdem hat er es sich zur Aufgabe gemacht, selten gehörte Werke aufzuführen, um sie wieder zu Gehör und ins Gedächtnis zu bringen.
Umso erstaunlicher war die Präsentation seiner Open-Air-Konzerte zum Zuhören und Mitsingen in der Baden-Badener Fußgängerzone. Damit griff der Chor eine in angelsächsischen Ländern als „Carols by Candlelight“ bekannte Tradition auf – Weihnachtslieder im Kerzenschein. „Schließlich hat Baden-Baden eine lange Geschichte mit angelsächsischen Gästen“, erklärt Dr. Markus Nievelstein, Vorsitzender des im Sommer dieses Jahres neu gewählten Vorstands. Dieser hatte überlegt, wie der Chor außerhalb seiner Konzerte, die erfahrungsgemäß vor allem von Menschen aus der Region besucht würden, die Baden-Badener auf sich aufmerksam machen könnte – ohne Termin und Ticket.
Rebecca Braasch, Australierin und zweite Vorsitzende, erzählte im Vorstand, dass es in ihrer Heimat die Tradition der „Carols by Candlelight“ (Weihnachtslieder bei Kerzenlicht) gäbe. So entstand die zündende Idee, zur Adventszeit in der Fußgängerzone öffentlich zu singen.
Vor der Pandemie hatte der Chor noch rund 60 Mitglieder. Diese waren dank intensiver Stimmbildung und fleißiger Probenarbeit durchaus in der Lage, anspruchsvolle Werke wie das Requiem von Mozart oder das Weihnachtsoratorium von Bach eindrucksvoll aufzuführen. Doch Corona ist wohl an keinem Chor spurlos vorübergegangen. Auch der Traditionschor „Collegium Musicum Baden-Baden“, der einst sogar an den Osterfestspielen der Berliner Philharmoniker mitgewirkt hatte, musste Federn lassen. „Inzwischen ist die Sängerschar deutlich geschrumpft“, bedauert Nievelstein. Rund 30 Mitglieder hätten durchgehalten, seien dem Chor auch in den schweren Zeiten von Corona treu geblieben. Ganz allmählich gelänge es wieder, neue Sänger zu finden. Dazu trägt auch Fabian Kühn bei, der das „Collegium Musicum“ seit September 2020 leitet. Er suchte von Anfang an nach neuen Wegen, um es durch die schwierige Zeit zu führen und diesen außergewöhnlichen Chor wieder in Erinnerung zu bringen.
„Sollten diese adventlichen Mini-Konzerte zum Mitmachen angenommen und tatsächlich Passanten zum Mitsingen animiert werden, könnte uns vielleicht gelingen, was wir vermitteln wollen: Gemeinsames Singen in einem Chor weckt gute Gefühle, Zusammengehörigkeitsgefühl und eine positive Stimmung“, hoffte Markus Nievelstein vor den Konzerten. Seine Hoffnung erfüllte sich. Englische Carols und deutsche Weihnachtslieder wie „Go, tell it on the Mountain“, „Hark! The Herald Angels sing“, „Macht hoch die Tür“ und „Kommet, Ihr Hirten“ fanden schnell Zuhörer, die begeistert mitsangen. Dazu trugen auch Zettel mit den Liedtexten bei, die Markus Nievelstein immer wieder zwischendurch verteilte. Außerdem hatte der Dirigent schöne Melodien und erzählende Texte ausgesucht, die bekannt und leicht mitzusingen sind.
Weitere Projektestehen schon an
Insgesamt war der Chor so beeindruckend, dass sich die Frage erhebt, wie sehen die nächsten Projekte aus? „Im kommenden Jahr bleiben wir zunächst in der englischen Musik“, erklärt Kühn. Vor Ostern werde es ein englisches Chorprogramm mit wunderschönen Sätzen aus einer großen Chortradition geben, die hier selten zu hören sind. Im Herbst sei ein romantisches Konzert im Weinbrennersaal geplant, bei dem gemeinsam mit der Philharmonie Baden-Baden die Walpurgisnacht von Felix Mendelssohn Bartholdy aufgeführt werde. Wer Lust hat, in diesem Chor mitzusingen, ist zum „Schnuppern“ eingeladen. Die Proben finden dienstags von 19.30 bis 21.30 Uhr in der Aula des Gymnasiums Hohenbaden statt.
Mit freundlicher Genehmigung 12.12.2022
Auf der Suche nach neuen Wegen des Chorgesangs
Ode an die Liebe: Unter dem Titel „Love Stories“ tritt das Collegium Musicum am 5. November in Nußbach und am 6. November in der Lutherkirche in Lichtental auf. Foto: Karl-Heinz-Fischer
Von Karl-Heinz Fischer
Baden-Baden – Die großen Werke der klassischen Chorliteratur standen von Anfang an im Mittelpunkt der Konzerte des Collegium Musicum Baden-Baden. Doch die Corona-Pandemie ist wohl an keinem Chor spurlos vorbeigezogen. Auch der Baden-Badener Traditionschor, der einst sogar an den Osterfestspielen der Berliner Philharmoniker mitgewirkt hatte, musste Federn lassen.
Vor der Pandemie waren es noch rund 60 Sängerinnen und Sänger. Diese waren dank intensiver Stimmbildung und fleißiger Probenarbeit ohne Weiteres in der Lage, anspruchsvolle Werke wie das Requiem von Mozart oder das Weihnachtsoratorium von Bach eindrucksvoll aufzuführen. Inzwischen ist die Sängerschar deutlich geschrumpft. Rund 30 Chormitglieder haben durchgehalten, sind dem Chor auch in den schweren Zeiten von Corona treu geblieben. Ganz allmählich gelingt es auch wieder, neue Sängerinnen und Sänger zu finden.
Fabian Kühn, der den Chor seit September 2020 leitet, hat von Anfang an nach neuen Wegen gesucht, um den Klangkörper durch die schwierige Zeit zu führen. Schon das erste große Konzert nach der Zwangspause hatte die üblichen Bahnen verlassen und in der Lutherkirche in Baden-Baden ein Gesamtkunstwerk mit Lichtshow, Lyrik, ungewöhnlichen, modernen Klängen und sogar mit einer Uraufführung entstehen lassen. Auch das Herbstkonzert am 5. November in Nußbach und am 6. November um 18 Uhr in der Lutherkirche Baden-Baden verbindet wieder ganz alte und neue Musik, bis hin zum Pop. Unter dem Titel „Love Stories“ verspricht das Konzert eine internationale Ode an die Liebe durch die Zeiten.
Um auch junge Menschen für das Singen im Chor zu interessieren, haben sich Markus Nievelstein, seit August neuer Vorsitzender des Collegium Musicum, und Dirigent Fabian Kühn Gedanken gemacht, wie man den Chor mit zusätzlichen Angeboten öffnen und für weitere Sängerinnen und Sänger interessant machen kann, denn Singen, da ist sich Nievelstein sicher, tut den Menschen gut, besonders jetzt, wo viele berufliche wie private Kontakte wegen Corona vorwiegend auf elektronischen Wegen abgewickelt werden. „Das gemeinsame Singen löst so viel aus. Man fühlt sich hinterher frei im Kopf“, sagen die beiden. Nievelstein glaubt, dass viele Menschen, auch junge, eigentlich gern gemeinsam singen würden, wenn es auch vielleicht nicht gleich das Requiem von Mozart sein muss.
Deshalb möchte der Chor niedrigschwellige Angebote ausprobieren. Zwar will das Collegium Musicum auch künftig noch große Werke der Chorliteratur, auch zusammen mit der Philharmonie, aufführen. So sind für das nächste Jahr die weltliche Kantate „Die erste Walpurgisnacht“ von Felix Mendelssohn Bartholdy und das Schicksalslied von Johannes Brahms geplant. Aber daneben soll auch der Weg in die Popkultur beschritten werden. Die Zielvorstellung: Ein Pop-up-Chor im Schlepptau des New Pop Festivals. Verbunden mit einem Chor-Workshop könnte das der Start für einen zweiten, jungen Chor des Collegium Musicum werden, bei dem nicht wöchentliche, sondern projektbezogene Proben im Vordergrund stehen könnten.
„Baden-Baden singt“ – das ist eine weitere Idee, wie man die Singkultur stärken könnte. In Zeiten, in denen die Innenstadt besonders belebt ist, beispielsweise in der Vorweihnachtszeit, könnte man in der Fußgängerzone in Zusammenarbeit mit anderen Chören und mit Schulen Mitsing-Events veranstalten. Chormitglieder singen gemeinsam einfache Lieder und laden die Passanten, die mit Text und Noten versorgt werden, zum Mitsingen ein. Auch das, so glaubt Nievelstein, könnte dazu beitragen, dass Menschen ihre Lust am gemeinsamen Singen wiederentdecken. „Das Collegium Musicum wäre bereit, so etwas zu organisieren“, erklärt Nievelstein.
BT 28.10.2022
Collegium Musicum Baden-Baden und Philharmonie Baden-Baden
J. Haydn - Die Schöpfung
Leitung Fabian Kühn
Von Karl-Heinz Fischer
Baden-Baden – Dissonanzen, überraschende dramatische Einbrüche, von minimalen Intervallen erzeugte sphärische Klänge, aber auch Stille, aus der sich erst allmählich klarer werdende musikalische Strukturen entwickeln, beherrschen die orchestrale Vorstellung des Chaos in Joseph Haydns dreiteiligem Oratorium „Die Schöpfung“.
Haydns Chaos ist sehr eindrucksvoll, aber nur von kurzer Dauer. Es wird schnell abgelöst von einer Schöpfungsgeschichte, die ein einziger freudiger, harmonischer und von Dankbarkeit und Heiterkeit bestimmter Hymnus auf die Schönheit unserer Welt ist. Im Weinbrennersaal konnte man am Sonntagnachmittag einmal mehr mit größtem Vergnügen nachvollziehen, warum das 1798 uraufgeführte Oratorium von Anfang an ein großer Erfolg für den Komponisten war.
Diesmal hatten sich das Collegium Musicum und die Philharmonie Baden-Baden unter der Leitung von Fabian Kühn des Werks angenommen. Prägend für diese gelungene Aufführung war die Ausgewogenheit, in der die Leistung des Chores ebenso zur Geltung kam wie die der drei Solisten und des Orchesters, dessen Part in dem Oratorium weit über den der Begleitung hinaus geht und gelegentlich die Dimensionen einer symphonischen Tondichtung annimmt. Auch mit den drei Gesangssolisten, der Sopranistin Janina Staub, dem Tenor Nikolaus Pfannkuch und dem Bassisten Manfred Bittner, hatte man eine überaus glückliche Wahl getroffen.
Haydn hatte die Anregung und eine erste englische Textfassung aus seiner Reise nach London mit nach Wien genommen. Dort hatte dann der zum Freundeskreis um Mozart und Haydn gehörende Gottfried van Swieten die Textvorlage erstellt, die – nach der Vorstellung des Chaos – ganz auf Harmonie und den Lobpreis der Großartigkeit der Schöpfung eingestimmt ist und negative Ereignisse wie die Vertreibung aus dem Paradies ausblendet.
Weil in dem Oratorium aber doch die recht umfängliche biblische Schöpfungsgeschichte erzählt wird, nehmen die erzählerischen Rezitative einen ungewöhnlich breiten Raum ein. Sie sind aber aufwendiger als sonst üblich gestaltet und haben oft den Charakter ausgewachsener Lieder. Sie gehen immer wieder bruchlos über in Duette und Terzette, in die sich dann auch noch immer wieder der Chor einmischt. Das sind dann neben zahlreichen wunderbaren Chorsätzen die herrlichsten Stellen des Oratoriums. Der Chor singt präzise, mit klarer Diktion und pointierten Phrasierungen, dazu erklingt gemeinsam oder im Wechsel der klare, helle Sopran von Janina Staub, der kernige, kraftvolle Bass von Manfred Bittner und der angenehm wohlklingende weiche Tenor von Nikolaus Pfannkuch.
In den beiden ersten Teilen des Oratoriums übernehmen die Solisten die Rollen der Erzengel Raphael (Bass), Uriel (Tenor) und Gabriel (Sopran), die, kommentiert vom Chor, die Schöpfungsgeschichte bis zur Erschaffung des Menschen erzählen.
Im dritten Teil gibt es einen Rollenwechsel. Lediglich der Tenor von Uriel bleibt erhalten, während der Sopran und der Bass in die Rollen von Adam und Eva schlüpfen, die sich in höchsten Lobestönen ihres idyllischen Lebens im Paradies erfreuen, was zu herrlichen, immer wieder vom Chor untermalten und ergänzten Duetten und Rezitativen führt. Dass dabei der Text auch schon einmal aus heutiger Sicht ganz aus der Zeit gefallene Geschlechterrollen besingt, hat im weiblichen Publikum auch schon einmal zu einem nur mühsam unterdrückten Kichern geführt, etwa, wenn Eva ihren Adam anhimmelnd singt: „Dein Will‘ ist mir Gesetz. So hat’s der Herr bestimmt. Und dir gehorchen bringt mir Freude, Glück und Ruhm.“
Dafür aber hat die Musik die Zeit völlig unbeschadet überdauert und strebt mit dem grandiosen Schlusschor „Singt dem Herren alle Stimmen!“ einem glanzvollen Ende des Konzerts entgegen.
Badisches Tagblatt 10.05.2022
Badisches Tagblatt 12.03.2022
Badische Neueste Nachrichten KULTUR REGIONAL 17.11.2019
Mit freundlicher Genehmigung der Badischen Neuesten Nachrichten
Badische Neueste Nachrichten KULTUR REGIONAL 16.04.2019
Ausgabe Nr.90 Site 23
Mit freundlicher Genehmigung der Badischen Neuesten Nachrichten
16.04.2019 Ralf Joachim Kraft
Badische Neueste Nachrichten 20.11.2018
Musiker entfalten ein Kaleidoskop von Gefühlen
Philharmonie Baden-Baden und das Collegium Musicum beeindrucken mit
Wolfgang Amadeus Mozarts Requiem in d-Moll
DER SCHLUSSAPPLAUS WOLLTE NICHT MEHR ENDEN: Starke und zutiefst berührende Klänge der Angst, Wut und Traurigkeit aber auch der Hoffnung und des Trostes erfüllten den Weinbrennersaal des Kurhauses. Die Philharmonie Baden-Baden und das Collegium Musicum standen zuletzt 2016 gemeinsam auf der Bühne.
Fotos: Kraft
Es gibt wohl wenige große Werke, um die sich so viele Gerüchte und Geschichten rankten wie um Wolfgang Amadeus Mozarts grandioses Requiem
in d-Moll KV 626 aus dem Jahr 1791. In dem Werk,
das bereits unter mysteriösen Umständen in Auftrag gegeben, zu großen Teilen auf dem Sterbebett diktiert und
letztlich auch nicht vom Meister selbst vollendet wurde, entfaltet sich ein buntes Kaleidoskop aller Gefühle, die den
Menschen im Angesicht des Todes überkommen.
Starke und zutiefst berührende Klänge der Angst, Wut, Verzweiflung und Traurigkeit, aber auch der Hoffnung und des Trostes erfüllten am Nachmittag des Volkstrauertages den komplett gefüllten
Weinbrennersaal des Kurhauses. Die Philharmonie Baden-Baden und das Collegium Musicum Baden-Baden, die zuletzt 2016 gemeinsam auf der Bühne standen, beeindruckten dort mit einem eineinhalbstündigen
Konzert, bei dem sich alles um das mit nur 35 Jahren allzu früh verstorbene Musikgenie aus Salzburg drehte.
Der Schlussapplaus wollte gar nicht mehr enden. Das renommierte Orchester und der bekannte Konzertchor präsentierten zusammen mit dem blutjungen, sehr begabten Violinisten Elias Moncado und vier exzellenten Gesangsolisten ein Konzertprogramm, das dem Tag selbst gerecht wurde und keine musikalischen Wünsche
offen ließ.
Konzentriert und engagiert hielt Dirigent Mateo Peñaloza Cecconi die mehr als 60 Sängerinnen und Sänger,
den Orchesterapparat und die Solisten zusammen, verband sie zu einer harmonischen Einheit und bestand
seine Feuertaufe als neuer Chorleiter mit Bravour.
Erst im Sommer hatte er die Leitung des Collegium Musicum übernommen.
Sein erstes Konzert mi diesem Ensemble und der Philharmonie begann mit Mozarts Violinkonzert
G-Dur, KV 216. Der erst 18-jährige Geiger Moncado setzte mit diesem melodienreichen Werk den ersten Glanzpunkt und bewies, dass er zu Recht Preisträger mehrerer nationaler und internationaler
Wettbewerbe ist.
Lebhaft, zupackend, aufbrausend, aber auch himmlisch sanftmütig und tänzerisch verspielt, präsentierte
der gebürtiger Aachener, der derzeit am Mozarteum Salzburg studiert, auf seiner exakt, rund und fließend
gestrichenen „Stradivari“ – im schönen „Zwiegespräch“ mit dem Klangkörper und fernab von oberflächlicher
Effekthascherei das kontrast- und farbenreiche Meisterwerk von 1775, das sich zwischen humorvollem
Übermut und getragener Kantilene, göttlicher HarmoKonzertnie und satanischer Wut bewegt.
JUNG UND BEGABT: Der Violinist Elias Moncado setzt den ersten Glanzpunkt und
beweist, dass er zu Recht Preisträger mehrerer Wettbewerbe ist.
Höhepunkt des Nachmittags war dann das Mozartrequiem.
In ausgezeichnetem Zusammenklang mit dem Orchester und den Solisten präsentierte der bestens disponierte Konzertchor die in lateinischer Sprache gesungene Totenmesse, die Mozart als Fragment
hinterlassen hatte und die erst im Auftrag seiner Gattin Constanze von seinem Schüler Franz Xaver Süßmayr vollendet wurde. Einfühlsam, beherzt und mit raumfüllendem Klang interpretierte der Chor
diese ganz vom Wort her
bestimmte kraftvolle Musik, die mehr im Diesseits als im Jenseits verankert zu sein scheint. Die Choristen präsentierten sich dynamisch, sicher in der Intonation, klar konturiert. Sie erwiesen sich
als technisch und musikalisch brillanter Klangkörper mit hoher Vokalkultur.
Diana Fischer (Sopran), Felicitas Brunke (Alt), Daniel Schreiber (Tenor) und Konstantin Ingenpaß (Bass)
stellten bei der mehr als gelungenen Aufführung mit großem Einfühlungsvermögen und berührender Strahlkraft ihre stimmlichen Fähigkeiten eindrucksvoll unter Beweis.
Mit freundlicher Genehmigung der Badischen Neuesten Nachrichten
20.11.2018 Ralf Joachim Kraft
Badisches Tagblatt vom 20.11.2018 / Nr. 268
Ein Nachmittag mit Mozart
Collegium musicum konzertiert
Von Gisela Brüning
Chor, Orchester und Solisten mit Dirigenten.
Baden-Baden – Den Kreislauf eines ganzen Lebens zeichnete das Programm des Ensembles Collegium musicum
mit einem außergewöhnlichen Konzert am Sonntagnachmittag im Weinbrennersaal des Kurhauses nach.
Unter Leitung von Mateo Penaloza Cecconi, gemeinsam mit der Philharmonie Baden-Baden und sehr engagierten Solisten widmete sich der erste Teil der Aufführung dem jugendlichen Überschwang des gerade mal 19-jährigen Wolfgang Amadeus Mozart, der in kürzester Zeit mit flinkem Federkiel und überschäumendem Esprit sieben
Violinkonzerte zu Papier brachte; ein jedes etwa von 25-minütiger Dauer.
Es war Elias Moncado, der das Violinkonzert G-Dur (KV 216) mit wohl vergleichbarer Unbefangenheit und Intensität eines jungen Mozart darbrachte.
Tadellose Kadenzen und ein dynamisch nuancenreicher Vortrag, den die Saiten einer Stradivari-Violine adelten,
wiesen den Solisten trotz seiner erst 18 Jahren als großes Talent und auch als Routinier aus.
Der Sohn des früheren Chorleiters Bernhard Moncado begann vierjährig das Geigenspiel, das ihn seitdem fasziniert. Die Aufzählung berühmter Lehrer, darunter an erster Stelle der unvergessene Rainer Kussmaul, der Studien- und Stipendien-Orte und die Nennung zahlloser Preise und Würdigungen nahm im Programmheft
mehr als eine Seite ein. Aktuell studiert Elias Moncado am Salzburger Mozarteum.
Dabei wirkte er schon perfekt, als er das G-Dur-Konzert mit seinem verspielten Presto des ersten Satzes, dem sanglich zarten Adagio und dem übermütig tänzerischen Rondo-Finale interpretierte. Es war, als zögen Szenen des jugendlichen Mozarts aus dem Film „Amadeus“ im Kopf-Kino vorüber.
Meisterlicher Geigensolist: Elias Moncado.
Mit dramatischer Steigerung drängten sich wiederum Bilder des sterbenden Mozarts auf beim anschließend zu Gehör kommenden „Requiem“, das ein Fragment blieb, bevor Mozarts Schüler Franz Xaver Süßmayr es in traditioneller Gestalt (nach dem Ritus der katholischen Kirche) vollendete.
Manchem mag es als Wagnis erschienen sein, dieses Werk kurz nach den Festspielhaus- Aufführungen mit Thomas Hengelbrock und dem Balthasar- Neumann-Ensemble anzubieten.
Dem widersprach der nahezu ausverkaufte Weinbrennersaal am Nachmittag des Volkstrauertags, eilt doch
dem Collegium musicum der Ruf eines außerordentlich begabten und disziplinierten Chores voraus, dessen Einladungen fähige Solisten gern Folge leisten.
Die Probenarbeit begann bereits vor einem halben Jahr, zunächst noch unter Leitung von Moncado, bevor dessen
„Schüler“ Mateo Penaloza die Leitung des Ensembles übernahm.
Nach seinem sehr erfolgreichen Werdegang war das Mozart-Requiem das erste Konzert mit dem Collegium
musicum, und der nicht enden wollende Beifall bestätigte, dass es ausgezeichnet klang.
Angesichts der Größe, die der Chor inzwischen erreicht hat, müssten die begeisterten, mit sichtbarem Eifer musizierenden Sängerinnen und Sänger ihre Stimmen nicht unbedingt bis zum Anschlag strapazieren,
damit sich der Gesang optimal entfalten kann.
Immer vollendet ausgewogen und betörend angenehm ist die Sopranstimme von Diana Fischer.
An ihrer Seite mit prägendem Vibrato übernahm Felicitas Brunke die Alt-Partie.
Während Tenor und Bass bei den Chorsängern ein kräftig wohltönendes Fundament bildeten,
hatten es Daniel Schreiber mit markiger Tenorstimme und der junge Bass Konstantin Ingenpaß nicht immer leicht,
sich neben der mächtigen Klangkulisse von Chor und Orchester zu behaupten. Sobald sie solistisch im Einsatz
waren, war an ihren Fähigkeiten nicht zu zweifeln.
Alles in allem honorierte ein begeistertes Publikum dieses besondere Konzert mit enthusiastischem Beifall.
Mit freundlicher Genehmigung Badisches Tagblatt vom 20.11.2018 / Nr. 268
Gisela Brünig, Fotos Gisela Brüning
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Bernhard Moncado, der künstlerische Leiter des Collegiums Musicum Baden-Baden, wird den Chor nach gut eineinhalb Jahren verlassen.
Grund: Die Landeshauptstadt lockt. Der Dirigent übernimmt ab September die Stelle des zweiten Chordirektors für den Staatsopernchor
Stuttgart. Er müsse das Baden- Badener Ensemble abgeben, weil das Stuttgarter Opernhaus keine Dienstbefreiung zur Leitung eines weiteren Chors zulasse, wie Moncado in der jüngsten
Mitgliederversammlung des Collegium Musicum informierte. „Wir bedauern das natürlich. Es bedeutet aber auch für uns eine Auszeichnung, wenn unser Dirigent künftig ein so renommiertes Ensemble
leitet“, so Vorsitzender Konrad Raab.
Der Staatsopernchor Stuttgart erhielt im vergangenen Jahr bei einer Befragung von 50 Opernkritikern aus dem In- und Ausland zum zehnten Mal die Auszeichnung „Opernchor des Jahres“. Unter der Leitung
von Simon Rattle war der Staatsopernchor Stuttgart zusammen mit den Berliner Philharmonikern bei den Osterfestspielen 2015 im Festspielhaus zu erleben.
Bernhard Moncado hatte die Leitung des Collegium Musicum im Januar 2017 von seiner Vorgängerin Virginie Auvray übernommen. Er war seit 2004 Chordirektor und Dirigent am Theater Freiburg.
2014 übernahm er zudem eine Stelle als Lehrbeauftragter für Korrepetition und Gesang sowie Chor- und Orchesterdirigieren an der Musikhochschule Freiburg. In seiner bisherigen Karriere war Moncado
unter anderem von 1988 bis 1989 musikalischer Assistent von Leonard Bernstein beim Schleswig-Holstein-Musikfestival und von 1990 bis 1993 Solorepetitor und musikalischer Assistent von Wolfgang
Sawallisch an der Bayerischen Staatsoper München.
Gastdirigate führten Moncado immer wieder ins In- und Ausland. Im Sommer leitet er regelmäßig Orchester-Workshops mit Jugend- und
Studentenorchestern in Malaysia.
Mit dem Collegium Musicum studierte er zwei größere Programme ein: die Aufführung von Giacino Rossinis „Petite
messe solennelle“ und ein Konzert mit Liedern von der Renaissance bis zur frühen Moderne. Moncado wird die Proben des Collegium Musicum noch bis Ende Juli leiten.
Der Chor präsentiert im November zusammen mit der Philharmonie Mozarts Requiem. In die aktuelle Probenarbeit ist bereits Mateo Peñaloza
Cecconi eingebunden. Er ist ein Schüler Moncados im Chor- und Orchesterleitungskurs an der Musikhochschule Freiburg.
Beim Vorstand im Collegium Musicum bleibt übrigens alles beim Alten: Die Versammlung bestätigte Konrad Raab
(erster Vorsitzender), Julia Lösle (zweite Vorsitzende), Karin Falk (Schriftführerin), Norbert Klövekorn (Kassenwart)
und Claudia Mestrom (Notenwartin) einstimmig in ihrern Ämtern.
Mit freundlicher Genehmigung der Badischen Neuesten Nachrichten
18.06.2018 Dr. Michael Rudolphi
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Viele Gefühlslagen kommen zur Geltung
Das Collegium Musicum widmete sich bei seinem Konzert in der Lutherkirche dem Thema Liebe
BUNTES FARB-KOLORIT: Das Collegium Musicum Baden-Baden präsentierte bei seinem Konzert in der Lutherkirche einen musikalischen Blumenstrauß über Frühling, Liebchen, Täubchen, Mütter und Männer. Foto: Heineke-Dietz
Von Frühlingsgefühlen beflügelt präsentierte das Collegium Musicum Baden-Baden unter dem Motto
„Bonjour mon coeur“
in der Evangelischen Lutherkirche Lichtental sein Konzert. Der musikalische Blumenstrauß über Frühling, Liebchen, Täubchen, Mütter und Männer … war mit unterschiedlichstem Farb-Kolorit aus Chorsätzen
von vier Jahrhunderten bestückt.
Die Renaissance- Komponisten Giovanni Giacomo Gastoldi, Thomas Morley, Orlando di Lasso und Hans Leo Haßler beschäftigten sich inbrünstig mit Falalala-Gefühlen, das bedeutet, dass gewisse
„Lustschreie“ dem artigen Falalala untergeordnet waren. Allerdings war davon am Konzertnachmittag nicht so viel zu spüren. Doch ließ der Chor unter der Leitung von Bernhard Moncado, am Klavier von
Rolf Minter gekonnt begleitet,das gewisse Etwas nicht vermissen.
Ein schwieriges Repertoire hatte sich das Collegium Musicum ausgesucht, schwierig auch in der „Umsetzung“, da
wie heutzutage in vielen Chören zu beobachten ist, die Jugend nur selten für die Chormusik zu begeistern ist.
Im 19. Jahrhundert blühte sie geradezu, es entstanden sehr viele Werke. Die Komponisten jener Zeit schufen Lieder zuhauf, unter anderem Franz Schubert, Robert Schumann, Johannes Brahms und Gabriel Fauré, um nur einige zu nennen.
Eingangs erklangen vier Lieder A-cappella der Renaissance-Komponisten, die der Chor auf italienisch, englisch,
französisch und natürlich auch auf deutsch sang. Das ältere Publikum in der gut besuchten Kirche wird sich sicher
noch an das temperamentvolle Volkslied „Tanzen und Springen“ aus ihrer Schulzeit erinnern, das der Dirigent
auf dem Tamburin mit interessanten Rhythmen begleitete.
Eingebettet in die Chorblöcke rezitierte der Sprecher Thomas Weiß, der als Pfarrer seinen Dienst in der Lutherkirche versieht, lyrische
Gedichte von Walther von der Vogelweide und einem anonymen Autor, indem er den Blick auf die Geheimnisse der Natur und ein Loblied auf den Mai schärfte. Auch die Gedichte von Eichendorff, Heine,
Rilke, Huch, Domin oder Lasker-Schüler deklamierte er facettenreich, stimmungsvoll und
nachdrücklich.
Vollen Gestaltungswillen zeigte der Chor in den „Drei Quartetten“ von Johannes Brahms. Hier zeichnete er die
unterschiedlichsten Gefühlslagen auf, wobei der Alt in „Der Gang zum Liebchen“ mit Crescendi glänzte und alle
Stimmen einen perfekten Abgang schufen.
Jeweils perfekt unterstützte Rolf Minter am Klavier in den schwierigen Liedern die Sänger, wobei es ihm immer
wieder gelang, seinen Part bravourös auszugestalten.
Antonín Dvořáks„ Sechs Klänge aus Mähren“ in einer Bearbeitung von Leoš Janáček waren geprägt vom
böhmischen Flair, das die Frauen und Männerstimmen über Trennung, Liebe, Verlassensein, Scheiden bis hin zur Zuversicht einfühlsam und klangreich darboten, auch wenn die stimmliche Strahlkraft nicht
immer voll zur Geltung
kam. Adolf Jensens „Nachtlied“ im A-cappella-Vortrag besaß hingebungsvolle Wärme.
Stimmungsvoll changierte der Chor in Gabriel Faurés „Cantique de Jean Racine“ die Gnade der Herrlichkeit bis ins
Sakrale.
Den Abschluss des Konzerts bildeten die „Vier slowakischen Volkslieder“ von Béla Bartók, die dessen
Sehnsucht für die ungarische Volksmusik deutlich werden ließen. Schwierig angelegt in der Konzeption, gelang dem Collegium Musicum, eine harmonische Vielstimmigkeit mit vollkommener Begeisterung
darzubieten.
Es erklangen nach reichhaltigem Beifall zwei Zugaben: Faurés „Cantique“ und „Der Gang zum Liebchen“ von
Brahms.
Karin Heineke-Dietz
"Mit freundlicher Genehmigung der Badischen Neuesten Nachrichten"
Badischen Neuesten Nachrichten 05.06.2018